Glasfaserausbau in Coesfeld: Wenn zu viele Köche die Suppe verderben

Der Glasfaserausbau in Coesfeld begleitet uns schon seit Jahren. Viele Bürgerinnen und Bürger erinnern sich gut daran, wie häufig Straßen geöffnet wurden, weil Deutsche Glasfaser ihr Netz verlegt hat. Nun kündigt auch die Telekom an, in Coesfeld eigene Glasfaserleitungen zu bauen. Allerdings nicht flächendeckend, sondern nur in ausgewählten Bereichen. Und selbst dort, wo bereits Glasfaser vorhanden ist, sollen zusätzliche Leitungen gelegt werden, statt bestehende Strukturen gemeinsam zu nutzen.

Das wirft grundsätzliche Fragen auf. Denn eigentlich sollte moderne Infrastruktur so aufgebaut sein, dass verschiedene Anbieter sie nutzen können. Wenn aber jeder sein eigenes Netz errichtet, multiplizieren sich die Baustellen und damit auch die Kosten. Für die Unternehmen, aber indirekt auch für die Menschen in unserer Stadt.

Noch wichtiger ist jedoch der Blick auf die Umwelt. Jede zusätzliche Aufgrabung bedeutet Maschinenlärm, Materialverbrauch, Transportwege, Abgase und Eingriffe in Böden und Grünflächen. Klimaschutz beginnt nicht erst bei großen Projekten. Er beginnt im Alltag, in der Art und Weise, wie wir Infrastruktur planen und wie oft wir dieselben Wege erneut aufreißen. Effizienz ist auch ein ökologischer Wert.

Unverständlich ist zudem, dass ganze Wohngebiete außen vor bleiben. Der Süden Coesfelds oder die „Deipe Steige“ im Nordosten stehen wieder einmal nicht im Fokus. Damit entsteht ein Ungleichgewicht: manche Straßenzüge werden mehrfach bearbeitet, während andere noch nicht einmal eine Perspektive erhalten. So schafft man weder Vertrauen noch Fairness.

Coesfeld braucht einen Glasfaserausbau, der verlässlich, breit aufgestellt und nachhaltig organisiert ist. Dazu gehört abgestimmtes Handeln zwischen den Unternehmen, transparente Prioritäten und ein klares Konzept, das die gesamte Stadt im Blick hat. Wer Glasfaser wirklich als Zukunftsaufgabe versteht, sollte nicht nur wirtschaftliche Interessen, sondern auch ökologische Verantwortung und städtische Gleichbehandlung ernst nehmen.

Es ist Zeit, die Suppe gemeinsam zu kochen – statt sie immer wieder neu aufzusetzen.